|
Blau, Grün, Rot, Knistern und Knacken – so setzt Vincit Veritas ein.
Eine ungleichmäßige Bewegung treibt Farbblöcke vertikal durchs Bild,
Reminiszenz an technische Pannen der beinahe schon historischen Apparatur
der Filmprojektion, an die Abfolge von Kadern mit dem Risiko, außer
Takt zu geraten und so die Illusion zu brechen. Dabei ist Vincit Veritas
selbst großes Kino, ein Aufglühen als Abgesang. Auf 35mm produziert, für
die Leinwand geschaffen.
In Bildern, deren Schwindel erregende Geschwindigkeit und Abfolge,
nauseatische Farb- und Richtungswechsel das Wahrnehmungsvermögen an
seine Grenze treiben, stellen reMI eine kulturtheoretische Untersuchung
an. Am beginnenden 21. Jahrhundert wird der Kanon überlieferter Bilder
als verbindendes Bezugssystem einer homogenen, exklusiven Bildungsgesellschaft
von einer breiten,
integrativen Verständigung über jeweils aktuelle Medienbilder abgelöst.
An welcher Stelle der kulturellen Rezeption stehen abstrakte digitale
Bildschöpfungen? Die High- vs. Low-Debatte ist eröffnet.
reMI stöbern im visuellen Reservoir der europäischen Geistesgeschichte,
stoppen in der Frühzeit des Buchdrucks. Im Aufblitzen von Piktogrammen
und im Anklingen lateinischer Litaneien identifiziert sich die zitierte
Vergangenheit als christlich-abendländische. Religiös konnotierte Zeichnungen,
Totenschädel, barocke Heiligenfiguren, Schriftfragmente. Überlieferungen einer
kulturellen Produktion, deren Schöpfer einer nicht zu relativierenden Wahrheit
verpflichtet waren. 'S. Aug' ist an einer Stelle zu entziffern. Sankt Augustinus,
vervollständigt das einschlägig konditionierte Denken selbstbewusst. Obsolete
Vergewisserung eines Halts, suspekt geworden wie die Parole: Die Wahrheit siegt.
|