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"Gegen das Erzählen. Über "Belchic QE"

© Thomas Ballhausen 2001

Mit ihrem neuesten Werk sind reMI dreister und mutiger als je zuvor. Das Verstärken an sich wird als Technik der Präsentation, aber nicht als Strategie der Repräsentation, gewählt. Wir haben hier kein kokettes Spielen mit Taktiken vor uns. Stattdessen wird die Dynamik der einzelnen Sequenzen stärker betont und vorangetrieben, was auch in Komposition nachvollziehbar bleibt. Ein unheimlicher Druck wird erzeugt, es gibt keine Zeit zum Atmen, keine Feuerpause.

In "Belchic QE" sind fortwährend Textfragmente eingestreut, Leerstellen ohne Verweisfunktion die zur Falle für den Rezipienten werden. Auf der Suche nach weiteren Anhaltspunkten, beim vergeblichen Versuch der Entzifferung, kommt es zu einem subtilen Eindringen reMIs in den Raum der Interpretation. Die konventionelle Hermeneutik wird kurzerhand suspendiert, die zahlreichen falschen Fährten erweisen sich als Einbahnen der Interpretation.
Nun wird der Ernstfall, der hier eingetreten ist, spürbar: auf mehreren Eben wird der unerbittliche Konflikt ausgetragen. Der Tod der Erzählung wird nun nicht mehr bloß eingefordert, sondern betrieben; es ist Mord. Die absolute Notwendigkeit der Konfrontation, die unmissverständliche Positionierung gegen Erzählen und narrative Systeme wird vor unseren Augen ausgetragen. Hier wird aber nicht verweigert um Bürgerlichkeit zu provozieren und dann wieder für sich zu reklamieren, sondern um sich dauerhaft zu entziehen, einer Vereinnahmung und Sinnzuschreibung vorzubeugen.
Zuletzt wird eine Texthülse präsentiert, ein Versatzstück des präsentierten und unterlaufenen Systems: nochmals wird die Sinnentleertheit verdeutlicht und reMIs Verweigerung derselben. Überdies sieht man, allerdings erst in diesem abschließenden Moment, die Gesamtheit der Falle, in die man tappen könnte. Mit dem verstörenden Satz am Ende ist man schließlich entlassen, aber mit einem ironischen Bewußtseins des Verlustes.