------------ III zurück zur bio III return to bio III terug naar bio III ------------
------------ III zurück zu konzepte III ------------






-error_4.0- (ein Stück für sieben Stimmen und Video - Laufzeit etwa zwanzig Minuten) gewidmet Winfried Ritsch
Michael Pinter_(reMI)
A/NL 31.07.2002 - 20.09.2003


Projkektbeschreibung

Allgemein
Es handelt sich um einen Kompositionsauftrag für das Ensemble Zwischentöne (in Auftrag von Peter Ablinger - künstlerischer Leiter des Ensembles) im Zusammenhang mit dem Konzept-Musik-Festival im September 2003 in der Akademie der Künste Berlin. Nähere Informationen dazu unter: http://www.ensemble-zwischentoene.de/index.html http://www.adk.de/

Abstract
Das Stück handelt von Identifikation, Information und Desinformation, Zwischenspeicher, Lautsprecher, Mikrofone und Computersysteme.
Die Datenbank komponiert mittels Impulsen.
Impulse als digitaler Verkehr, als Puls einer Stadt.
Automatisierte Scanner (unter PureData - open source software), welche die Kompositionen abtasten und wiedergeben und damit den Input, die akustische Notation für die Interpreten liefert. Der PD-Patch generiert Stereo Outputs, welche mittels Kopfhörer den Interpreten sieben unterschiedliche Kompositionen vorspielt. Der Zuhörer hört nicht was der Interpret hört. Der Interpret agiert nun als Zwischenspeicher des eigenen transformierten Materials und fragmentiert, erinnert, zerstückelt und spielt Teile des Signals. Diese Signale werden mikrofoniert und über einen vorprogrammierten digitalen Mixer auf den Lautsprechern ausgegeben. Der Mixer und die Interpreten synchronisieren über eine vorgegebene Zeitskala, wobei sich die Intervalle stetig verkürzen und zu einem immer schneller werdenden Stakkato/Overload führen.
Dieses zerstückelte Splitterwerk von Informationen arbeitet mit digital erzeugten Fehlern. Theoretisch handelt die Komposition vom Hinterfragen und Dekonstruieren statischer Vorbilder und vom Lockern oder besser Aufbrechen festgefahrener, veralteter Bewußtseinsstrukturen in Sachen Erinnern. Daher soll die Komposition von den Interpreten so weit wie möglich emotionslos in einem operativen Sinne gespielt werden.

Datenbank und Kompositionen
Bei der Datenbank geht es hauptsächlich um das Erstellen von Kompositionen, welche den Interpreten als akustische Notationen dienen. Es geht um Spielbarkeit, Reaktion und Zwischenspeicher.
Das Erstellen des Ausgangsmaterials erfolgt durch die Interpreten. Beim Zweiten Schritt wird das Klangmaterial durch fehlerhafte Geräte soweit zerstört, daß vom Originalmaterial so gut wie nichts mehr hörbar ist. Die übriggebliebenen Bruchteile werden einem Computersystem zugeführt. Extremes Filtern des Klangmaterials, sowie tief- und hochfrequente Klänge stören die Übertragungsprozeße und werden nicht immer vollständig von den digitalen Aufnahmegeräten erfaßt.
Das Klangmaterial wird reorganisiert und komponiert. Es erfolgt ein Einstudieren der Kompositionen durch die Interpreten. Die Aufzeichnung dessen liefert die eigentlich spielbare Notation. Sequenzen werden nun ein zweites Mal reorganisiert und schließlich zur eigentlichen akustischen Notation komponiert. Diese Kompositionen bilden die Datenbank.

Datenbank und PD-Patch
Der PD-Patch empfängt Signale, strukturiert und generiert Kompositionen.
Getriggert durch die hereinkommenden IP-Pakete als Signale, tasten automatische Scanner die Kompositionen ab und komponieren für die Interpreten die Online-Komposition aus der Datenbank. Die Scanner sind durch die PD-Steuerung programmierbar. Das bestimmen der minimalen und maximalen Scan-Zeit in Sekunden über einen Zeitraum von ca. zwanzig Minuten ermöglicht den genauen Ablauf des Stückes. Weiterhin sorgt die Steuerung für den Verlauf der Samples über die Zeit und die Initialisierung der Abweichung vom Verlauf. Eine Regulierung des Datenstroms durch Speed-Limiter ist vorgesehen. Zeitanzeigen im Scanner vom Sample-Ort, der aktuellen Spiellänge und einer Clock geben Auskunft über momentane Event-Aktivitäten.

Interpret, Mikrofonierung, Mixer und Lautsprecher
Die zustandekommenden Verzögerungen zwischen Scan-Signal, Interpret (als Zwischenspeicher) und dem Output über die Mikrofone zum digitalen Mixer hin, sind berücksichtigt. Die Interpreten hören die Scan-Signal-Kompositionen via Kopfhörer, geben Teile des Signals über die Instrumente wieder und generieren über die Mikrofonierung den Input für den digitalen Mixer. Die sieben bis zwölf mikrofonierten Spuren werden vom Mixer auf acht aktiven Lautsprechern ausgegeben. Die Programmierung des Mixers arbeitet mit dem Verlauf des Stückes. Der in Intervalle aufgeteilte Verlauf synchronisiert den Mixer und die auf Papier notierten Angaben zur Klangfarbe und Dynamik der zu spielenden Instrumente. Bei den automatisierten Vorgaben für den Mixer handelt es sich um dynamische Einstellungen der Aussteuerung und der Klangfarbe innerhalb der Intervalle. Synchronisiert wird über eine vom Mixer gesteuerte Stoppuhr.

Installation, Observierung und Konzertsituation
Die Daten, welche im System verarbeitet werden sind akustische Daten die sich als visuellen Daten repräsentieren. Parallel zu den Schnittstellen oder Intervallwechsel in der Komposition werden Bildsequenzen in Echtzeit generiert. Die visuelle Komposition soll abstrakt bleiben und sich auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema Fehler auseinandersetzten. Fragmente von Bildern und Wortfetzen sind dabei erlaubt, aber immer mit der Absicht zu dekonstruieren. Das direkte Bezugnehmen der computergenerierten Bilder auf die Onlinekomposition und die Konzertsituation in denen sich die Interpreten wiederfinden simuliert eine virtuelle Realität. Die Interpreten agieren hinter einem langen, durchsichtigen Plastikvorhang und können nur mehr schemenhaft wie Siluetten vom Rezipienten wahrgenommen werden. Eine unkonventionelle Anordnung von acht aktiven Lautsprecher im Konzertsaal und die Übersetzung vom analog Eingespielten zum fragmentierten Digitalen erzeugt ein dichtes Klangnetz. Im Zusammenspiel, beziehungsweise der Wahrnehmung von Geräusch, Klang und bewegten Bildern entsteht durch Vielfalt und Synchronität eine Überlastung, ein Error im virtuellen Raum.

Interpreten und Instrumente
HANS-ULRICH ALTENKIRCH, Vibraphon
Geboren 1957 in Berlin, Arzt und Gestalttherapeut. Als Laienmusiker viele Jahre dem Jazz verbunden. Unterricht bei Manfred Burzlaff (Vibraphon) und Heinz von Moisy (Schlagzeug). Mehrjährige Fortbildung an der Freien Kunstschule Berlin. Seit 1992 im Ensemble. Teilnahme an visuell-akustischen Projekten. Verwendet Musik in der Psychotherapie.
BENEDIKT BINDEWALD, Violine
Geboren 1981 in Frankfurt am Main, aufgewachsen in Fulda. Erster Klavierunterricht mit 6 Jahren, erster Geigenunterricht mit 8 Jahren, studiert seit 2001 Geige an der Universität der Künste Berlin. Neben Konzerten mit klassischen Repertoire zahlreiche Aufführungen im Bereich Neue Musik, Experimentelles Musiktheater und Freie Improvisation, u.a. mit Michael Quell in Fulda und mit Daniel Ott in Berlin sowie beim Festival für Neue Musik/Theater/ Installationen in Rümlingen (Schweiz). Daneben Beschäftigung mit Elektroakustischer Musik und Computermusik.
KURT KÖNIG, Schlagzeug und Stimme (Bass)
Der Schlagzeuger Kurt König ist 1955 in Trier geboren. Er studierte bei Karl Peinkofer in München und an der dortigen Jazzschule. Er spielte, sang und schauspielerte in einer Rock-Theatergruppe und spielt in verschiedenen Jazz- und Rockformationen. Bei seinen eigenen Konzepten geht es ihm um die musikalische Gestaltung von Innen- und Außenräumen. Diese verwirklicht er u. a. mit der Performancegruppe "L'Autre Pas", z. B. bei 2 x 6 Wege in Situ am Pfefferberg, Quadratur III, dem Tanzvideo Der graue Keil in Zusammenarbeit mit der Tanzwerkstatt Berlin, oder mit Groscht u. a. in Der Zeremonienmeister. Hierzu gehört auch die Zusammenarbeit mit Tänzern und Choreographen. So arbeitete er u. a. für das Tanzfest "Tanz im August" mit den Choreographen Klaus Abromeit, Luisa Casiraghi, Lucinda Childs, Regina Baumgart, Reinhild Hoffmann und Joel Liennel. Er arbeitet als Musikpädagoge mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Behinderten. Ist seit 1991 Mitglied des Ensemble Zwischentöne.
RENATE OBLAK, Echtzeit Videocomputer
Geboren 1972 in Villach, Video\Film Künstlerin. 1986-91 Höhere Bundeslehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik in Villach, Matura. 1992-93 Studium der Ethnologie und Sanskrit an der Universität Wien. 1994-98 Abteilung Kostüme im Theater an der Wien 1990-96 Malerei seit 1996 Schwerpunkt Sound/Video/Computerkunst. Lebt und arbeitet seit 1998 in Graz/AUT und Zeist/NL. 2002 Kunstpreis des Landes Steiermark (Arbeitsstipendium).
SUSANNE PAUL, Violoncello
Susanne Paul wurde 1970 in Kalifornien geboren. Während ihrer Schulzeit in Hamburg spielte sie E-Bass und E-Gitarre in Rock- und Punkbands. An der HdK Berlin studierte sie Schulmusik mit Hauptfach Cello. Bei String Thing (Streichquartett mit Schwerpunkt Jazz und Groove) ist sie als Cellistin und Komponistin tätig. Ausserdem ist sie Mitglied von "Tres" (Streichtrio für argentinischen Tango) und dem Ensemble Dezibell (Neue Musik und Jazz), Mitgründerin des Streichorchesters Chamber Orchestra of Groove und in freien Projekten tätig.
VOLKER SCHINDEL, Akkordeon und Klavier
Geboren 1971 in Darmstadt. Spielt Akkordeon seit 1977. Studierte in Berlin Schulmusik mit Schwerpunkt Experimentelle Musik sowie DME Klavier an der Hochschule der Künste, Philosophie an der Humboldt-Universität. Körpertheaterstudien bei Desmond Jones in London. 1993-97 Mitglied der Gruppe "EEWW" und dabei Realisierung mehrer Programme im Bereich des Neuen Musiktheaters als Akteur, Sprecher und Akkordeonist in Deutschland, der Schweiz, Pakistan und Südamerika. Spielte als Gast unter anderem mit der Gruppe "Die Maulwerker". Seit 1997 Konzeption von szenisch angelegten Programmen im Bereich der Neuen Musik sowie in Grenzbereichen zwischen U- und E-Musik: 2003 Gründung der "ü-konzepte". Volker Schindel ist Musikdozent an der "berliner schule für schauspiel".
DOROTHEE SPORBECK, Flöte
Flötistin und Flötenlehrerin. Geboren 1963. Nach der Arbeit in Behinderteneinrichtungen musiktherapeutische Ausbildung begonnen, dann aber Studium an der HdK Berlin (Hauptfach Querflöte bei H. Donderer und Prof. E. Töttcher). Nach Abschluß 1991 Stipendium für musikwissenschaftliche Studie "Zum Anteil der Frauen an der Privatmusikerziehung in der zweiten Hälfte des 19.Jh. am Beispiel der Amalie Joachim": Materialsammlungen, Vorträge, Gesprächskonzerte. Freiberuflich tätig in verschiedenen Ensembles u. a. "Os Batutas virtuais" (brasilianisches Choro- Ensemble), Zusammenarbeit mit Märchenerzählern (Geschichten- und Märchenprogramme mit "klassischer" Musik).
HELLES WEBER, Akkordeon und Klavier
studierte Tonmeister an der HdK Berlin und ist seitdem als freier Tonmeister und Musiker in verschiedensten Bereichen tätig.

Gespielte Werke des Ensembles von
(Sternchen stehen für Uraufführungen): Gösta Neuwirth**, Dieter Schnebel, Gisela Klein*, Mauricio Kagel, John Cage, Christos Kokkolatos*, Angela von Moos***, Franz Martin Olbrisch*, Gerhard Müller-Goldboom, Roman Haubenstock-Ramati, Peter Ablinger****, Chico Mello, Helmut Lachenmann, Karlheinz Stockhausen, Helmut Zapf**, Steve Reich, Nader Mashayekhi***, Inge Morgenroth*, Barbara Monk Feldman, Björn Wilker, Jakob Ullmann, Christian Wolff**, Ellen Fricke***, Morton Feldman, Sven-Åke Johansson***, Johannes Bauer**, Maria de Alvear**, Pauline Oliveros*, Walter Zimmermann*, Alvin Lucier*, La Monte Young, Martin Supper*, Juliane Klein*, Georg Nussbaumer****, Isabel Mundry*, Vinko Globokar, Klaus Lang***, Tom Johnson, James Tenney, George Brecht, Robert Ashley, Daniel Ott*, Orm Finnendahl*, Stefano Giannotti*, Michael Hirsch**, Hauke Harder*, Antoine Beuger**, Benedict Mason*, Robin Hayward*, Rolf Julius*, Sergei Zagni*, Sergej Newski*, Natalia Pschenitschnikowa*, zeitblom*, Akio Suzuki*, Makiko Nishikaze*, Mark Trayle*.

Kompositonsbeschreibung in Folge

Abstrakt
Die Daten, welche im System verarbeitet werden sind akustische Daten.
Reorganisiert repräsentieren sie sich als akustische und visuelle Daten.
Die notierte Komposition wird gleichzeitig als elektronische Partitur für die Echtzeiteffekte und der Spatialisation unter Pure Data (Open Source Software für Audio und Video) verwendet.
Es bildet ein in sich abgeschlossenes System.
Für die Programmierung der Ortung und Effektierung unter PD werden die einzelnen Stimmen ausgelesen und zugewiesen.

Beispiel einer der möglichen Zuweisung:
*01 *02 *03 *04 *05 *06
*01 X
*02 X
*03 X
*04 X
*05 X
*06 X
*01=Flöte *02=Akkordeon *03=Vibraphon *04=Violine *05=Violoncello *06=Bass (Stimme)
Synchron zur Effektierung und Ortung verwendet das Video die ausgelesenen Zahlenkolonnen als Steuerungsmodule.

Anmerkungen für den Interpreten
Das Tempo ist 120 Schläge in der Minute (ein Metronom ist zu gebrauchen). Die Lautstärke ist in ertster Linie vom Instrument abhängig (Tendenz pp). Sekundär vom Interpreten, welcher in dieser Hinsicht selbstständige Entscheidungen treffen kann und muß.
Fehler sind erlaubt, ja sogar notwendig!
Der Text für den Bass (Stimme) ist an und für sich in Deutsch zu artikulieren. Passagenweise aber Englisch. Betonung ist dem Interpreten überlassen. Gilt für alle Instrumente. Bei unzureichenden Kenntnissen in Sachen Notenlesen ist beim Vibraphone auf freie Interpretation zurückzugreifen. Allerdings nur schlagen erlaubt. Violine und Violoncello können streichen oder zupfen, selbst einzuteilen.

Raumsituation Live
Die Interpreten befinden sich in einem abgeschlossenen zweiten Raum. Sie werden via Kameras in den Publikumsraum übertragen. Zu hören und zu sehen ist einerseits die in Echtzeit elektronisch bearbeitete Komposition, die Videoübertragung des realen zweiten Raumes und die eines virtuellen, abstrakten dritten Raumes. Der Interpret beeinflußt über die Mikrofonierung sowohl die Echtzeiteffekte, als auch die Raumbeschallung. Weiters steuert er die Parameter des Videopatches.

Entstanden im Klangatelier Inak: Leitnergasse 7 8010 GRAZ AUT